Training mit Metallwaffen: ja oder nein?

Am Samstag, den 15.05.2021 fand zum zweiten Male das Zentraltraining in digitaler Form statt. Dieses Mal nahmen 22 Teilnehmer*innen an der Veranstaltung teil.

Nach einleitenden Worten von Norbert Knoll, 4. Dan Aikido, informierte uns Damian Magiera, 5. Dan Aikido, über die aktuellen Neuigkeiten zu Danprüfungen sowie Erwerb und Verlängerung der Trainerlizenzen in Corona-Zeiten. Alle Hinweise entstammen den beiden letzten Ausgaben des Aikido-Aktuell.

 

Alfred Heymann, 8. Dan Aikido, ergänzt, dass die Prüfungsfächer bei Dan-Prüfungen nicht länger in reine Theorie und Praxisprüfung geteilt sind. Vielmehr wird die bisherige Theorieprüfung für eine Lehrprobe ersetzt.

Claus-Dieter Sonnenberg, 5. Dan Aikido, ergänzt, dass die Zulassungsarbeiten zum 5. Dan entfallen, sollte der/die Anwärter*in die Prüferlizenz B innehaben.

 

Nach diesen Neuigkeiten leitete Alfred Heymann das Hauptthema des ZT's "Training mit Metallwaffen" ein und berichtete über die Hintergründe zu diesem Thema, das er gerne in einer offenen Diskussionsrunde zur Debatte stellt.

Grundsätzlich ist das Training mit Metallwaffen (scharf oder stumpf) in der Prüfungsordnung nicht vorgesehen. Die Verwendung von (stumpfen) Metallübungswaffen ist bei Prüfungen jedoch freigestellt. Es gibt für den Einsatz von Metallübungswaffen jedoch keine "Bonuspunkte". Da Prüfungen regelmäßig mit einer hohen Konzentration ablaufen und die Matte "frei" ist, besteht keine Verletzungsgefahr für andere Teilnehmer*innen. Allerdings sollte einem klar sein, dass die Prüfungssituation selbst bereits eine hohe Nervosität verursachen kann. Zusätzliche Fehler in den Bewegungsabläufen aufgrund des Respekts vor der Waffe könnten die Folge sein.

In vielen Punkten waren sich die Teilnehmer*innen einig. Auch Metallübungswaffen sind gefährlich, da sie trotz abgestumpfter Klinge in der Regel spitz sind und ein höheres Verletzungsrisiko aufweisen, als Waffen aus Holz. Ein Training mit Metallwaffen sollte deshalb, wenn überhaupt, nur in einem geschlossenen und kleinen Kreis im Einzeltraining stattfinden. Weiterhin sollte nur mit einem Partner trainiert werden, mit dem ein Vertrauensverhältnis herrscht. Selbstverständlich steht die Freiwilligkeit an einem Training mit Metallwaffen an oberster Stelle. Dies gilt umso mehr für echte, also scharfe, Metallwaffen. Alfred Heymann fügte noch hinzu, dass der Uke die Falltechniken sicher beherrschen muss, um einer Verletzungsgefahr zu entgehen. Außerdem sollte für Notfälle immer ein Erste-Hilfe-Koffer bereitstehen.

Was schon fast als Banalität klingt, ist aber gerade im Gebrauch von Metallwaffen äußerst wichtig, nämlich das langsame und stetige Wiederholen von Bewegungsabläufen. Es ist wichtig, sich an das Handling und das zusätzliche Gewicht der Waffe zu gewöhnen.

Claus-Dieter Sonnenberg macht den Vorschlag, mal mit einem Filzstift zu trainieren, um zu erkennen, wie wie oft der Partner eigentlich mit der "Filzstiftwaffe" gestreift wird.

Von Bedeutung ist, dass die Etikette und der Respekt vor einer Waffe im DAB eher wenig gelehrt wird. Sollte ein entsprechendes Interesse an einem Training mit Metallwaffen bestehen, so ist die intensive Auseinandersetzung mit angemessenen Verhaltensregeln für ein Waffentraining unverzichtbar. Dies umso mehr, wenn eine Sequenz mit scharfen Waffen trainiert werden soll. Hier kann jede Nachlässigkeit zu gefährlichen Verletzungen führen.

Damian Magiera wies am Ende noch auf die Inhalte des deutschen Waffengesetzes hin und verdeutlichte, dass sich jeder vor dem Training und dem Führen (oder auch nur transportieren) von scharfen Metallwaffen gut informieren sein sollte, ob das Vorhaben und die verwendeten Waffen legal sind. Ein Training mit scharfen Metallwaffen kommt deshalb auch nur für Volljährige in Betracht.

Im Ergebnis lässt sich die Frage "Training mit (scharfen) Metallwaffen: ja oder nein?" nicht pauschal beantworten. Auf ein Training mit scharfen Waffen sollte jedoch generell verzichtet werden. Ein Training mit stumpfen Metallübungswaffen setzt ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, entsprechende Erfahrung, Reife und einen geschlossenen Teilnehmer*innen-Kreis voraus.

Insgesamt war es ein gelungenes digitales Zentraltraining, das verdeutlicht, welches Diskussionspotential in der Thematik "Training mit (scharfen) Metallwaffen" steckt. Der Vorschlag, das Thema als interne regelmäßige Fortbildung eventuell festzuschreiben, hat großen Anklang gefunden.

Wir schließen diesen Lehrgangsbericht mit einem Zitat von Alfred Heymann ab, dass den Kern der Thematik am meisten trifft: "Der Partner greift an, nicht die Waffe."

 

Dies war die letzte Veranstaltung des AVNI bis September. Wir hoffen darauf, nach den Sommerferien die Matte wieder betreten zu können und in praktischer Weise gemeinsam zu trainieren.

 

Kevin und Stefan, Aikido-Verband Niedersachsen e. V.